Der Arbeitskreis Vormoderne Erziehungsgeschichte (AVE) lädt am 23. März 2022 zu einer neuen digitalen Vortragsreihe ein, um über die Thesen des Historikers Philippe Ariès zu diskutieren. Der AVE möchte aufzuzeigen, dass frühere Epochen nicht nur pädagogisch produktiv gewesen sind, sondern auch bis heute nachwirkende Muster von Erziehung geprägt haben. 

Am 23. März 2022 soll es um die These des Historikers Philippe Ariès (1914-1984), dass die Vorstellung von der Kindheit als eigenem Lebensabschnitt erst zwischen Mittelalter und der Moderne „entdeckt“ worden sei, gehen. Vor dieser Zeit hätte eine emotionale Nähe zwischen Kindern und ihren Eltern gefehlt. Sehr bald danach wurde diese Annahme in der Geschichtsforschung zurückgewiesen. Dennoch zeigte sie sich vor allem in der Erziehungswissenschaft als ungeheuer populär. Sie wurde insbesondere in sozialwissenschaftlichen Kontexten vielfach aufgenommen und prägt das Nachdenken über Kindheit und deren historische Einordnung bis heute. Die Rede vom Kind als „kleinem Erwachsenen“ im „dunklen“ Mittelalter ist vielfach Allgemeingut geworden. Warum konnte bzw. kann sich diese Vorstellung so lange behaupten?

Im Vortrag sollen zunächst die Thesen von Ariès sowie Kritikpunkte an ihnen seitens der Mittelalterforschung ab 1980 vorgestellt werden. Weiterhin soll ihre Rezeption in den historischen Zusammenhang mit Forschungsdiskursen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gestellt werden.

Referentin:

Dr. Christiane Richard-Elsner promovierte auf dem Gebiet der Umweltforschung und vertritt das Thema Freies Kinderspiel im Freien im ABA Fachverband. Sie studierte Geschichte und beendet gerade ihre Dissertation über Kindheit im Mittelalter bei Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas, an der Fernuniversität Hagen.

Termin:

Mittwoch, 23. März 2022, 17.00 Uhr via ZOOM.

Bitte melden Sie sich für den Vortrag bis zum 22. März 2022 per E-Mail bei Frau Corinna Brand an. Sie erhalten dann den Zoom-Link für die Veranstaltung. E-MailAdresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Bitte beachten: Der Vortrag wird aufgezeichnet und öffentlich zugänglich gemacht. Mit der Anmeldung erklären Sie sich damit einverstanden!

Über den Arbeitskreis Vormoderne Erziehungsgeschichte:

Die Tätigkeit des Erziehens ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Aus diesem Grund hat es sich der ‚Arbeitskreis Vormoderne Erziehungsgeschichte‘ (AVE) zur Aufgabe gemacht hat, aufzuzeigen, dass frühere Epochen nicht nur pädagogisch produktiv gewesen sind, sondern auch bis heute nachwirkende Muster von Erziehung geprägt haben. So haben bereits im Mittelalter die Frage nach dem Verhältnis von Sünde und Gnade, die höfisch-ritterliche Kultur und das sich entwickelnde städtisch-bürgerliche Milieu die Theorie und Praxis der Erziehung beständig herausgefordert. In der ‚Frühen Neuzeit‘ beflügelten z.B. Reformation, Konfessionalismus, Staatswohlinteressen, Humanismus und Aufklärung das Nachdenken über Erziehung und legten epochenübergreifende Grundlinien für die Pädagogik. Insofern nimmt der seit 1985 im Rahmen der Sektion ‚Historische Bildungsforschung‘ bestehende Arbeitskreis vor allem die Zeit vom Mittelalter bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts in den Blick. Charakteristisch für den AVE ist seine internationale Vernetzung sowie seine erprobte interdisziplinäre Arbeitsweise. Es gelingt ihm, Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen – so etwa aus der Erziehungs-, Geschichts-und Literaturwissenschaft, der Theologie oder Philosophie – zusammenzubringen, um bildungshistorisch relevante Fragestellungen aus verschiedenen fachlichen Perspektiven zu beleuchten. Dabei sollen verstärkt auch außereuropäische Entwicklungen berücksichtigt werden.

Am 23. März 2022 startet der AVE mit seinem neuen digitalen Vortragsformat ‚Vormoderne Bildungsgeschichte online‘, mit dem der fachliche Austausch zwischen den Tagungen angeregt werden soll. Weitere Informationen zum AVE sowie zu Veranstaltungen und Tagungen finden sich auf der Website der DGfE – Sektion 1 – Historische Bildungsforschung.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Hier gelangen Sie zur Webseite des AVE.

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