Indem wir Kinder vor jeglichen Gefahren schützen wollen, nehmen wir ihnen die Chance zu lernen, wie man mit Gefahren umgeht.
Kinder begreifen spielend die Welt! Spielplätze sind zu den wichtigsten Spielräumen für Kinder geworden! Aber kann man auf Spielplätzen für das Leben lernen? Spielplätze sind ein Ersatz für verloren gegangene, natürliche Spielräume. Auch wenn sie in ihrer Form variieren, so handelt es sich doch um eigens für Kinder, von Erwachsenen erdachte und ausgestattete Flächen. Eine ihrer Funktionen ist es, diese vor Gefahren zu schützen. Zur Vermeidung eventueller „Spielunfälle“ orientiert sich ihr Bau an Gerätenormen, Richtlinien und Haftungsfragen. Warum wollen Erwachsene die Kinder eigentlich generell vor allen potentiellen Gefahren beschützen? Gehört es zum „Leben lernen“ nicht auch, die eigenständige Wahrnehmung zu fördern, Geschehenes zu analysieren und folglich bestehende Gefahren zu vermeiden? Kinder vor allen Gefahren zu beschützen heißt, ihnen eine wichtige Erfahrungsgrundlage zu entziehen, ohne die es ihnen schwer fallen wird, sich außerhalb dieser „Schutzräume“ gesund zu entwickeln. Natürlich brauchen Kinder geschützte Räume für ihre gesunde Entwicklung. Doch was ist ein gesundes Maß an Schutz?
Geplante Räume sollten weitestgehend Natürlichkeit bewahren, Raum für Phantasie bieten und Veränderbarkeit zulassen, damit sich das Spielen immer wieder neu erfinden kann. Geschützte Räume sollten mit der kindlichen Entwicklung mitwachsen können und ihnen immer wieder neue Erfahrungsräume zum Erleben von möglichen Gefahren bieten. Die künstliche Welt eines Spielplatzes suggeriert Kindern eine Sicherheit, die sie außerhalb ihrer „Spielwelt“ nicht finden werden.
Noch vor zwei Generationen, in einer Zeit als auch Plätze, Fußwege, Brachen, Wiesen, zum Teil sogar Straßen zu den kindlichen Spielräumen zählten, gingen die täglichen Entdeckungsreisen von Kindern sicher nicht immer ohne Blessuren ab. Jedoch lernten sie daraus, genau hinzusehen, zu hinterfragen und die eigenen Kräfte einzuschätzen. All diese Fähigkeiten sind im Leben unerlässlich.
Menschen besitzen einen angeborenen Selbsterhaltungstrieb und wenn sie ihn im Laufe ihrer Kindheit nicht verlernen, auch eine ganze Reihe von natürlichen Überlebensmechanismen. Darum sollte es uns gelingen Kindern mehr Kompetenz zuzutrauen, im Umgang mit sich selbst und ihrer Umwelt. Unser Vertrauen in sie und ihr Vertrauen in sich selbst bildet die Grundlage des „Sich etwas trauen“. Trauen wiederum steht sowohl für Mut, als auch dafür ernst genommen zu werden.
Maja Klement
Dipl.-Geographin, Berlin