Naturerfahrungsräume

Alleine auf Bäume klettern, unbeaufsichtigt im Matsch spielen, Staudämme bauen, Käfer um die Wette laufen lassen – Kinder brauchen Naturerfahrungen, und zwar eigenständige. Gerade Kindern, die in Städten aufwachsen, fehlen aber oft Flächen, auf denen sie frei spielen, sich ausprobieren und die Natur entdecken können.

Die Folgen sind Bewegungsmangel, Übergewicht und Konzentrationsstörungen, die ihre Gesundheit beeinträchtigen. Bereits in den 1990er Jahren wurde ein Konzept entwickelt, das dieser negativen Tendenz entgegenwirken könnte: Naturerfahrungsräume als neue Grünflächenkategorie. Leider haben sie sich auch 30 Jahre später nicht als öffentliche Freiräume in unseren Städten etabliert.

Aus diesem Grund wurde die "Resolution für die Schaffung von Naturerfahrungsräumen in der Stadt" am 23. Februar 2018 auf einer Fachtagung in Berlin verabschiedet. Auch der Beirat des Bündnisses Recht auf Spiel hat die Resolution unterzeichnet. Oberstes Ziel ist es, dass diese Freiflächen fester Bestandteil des öffentlichen Raums werden. Angesichts der zunehmenden Verdichtung in den Städten ist dies ein dringlicher Appell. Denn die Spielflächen ohne Geräte sind nicht nur Orte der Begegnung, der Fantasie und des Abenteuers, sie fördern auch die gesunde Entwicklung unserer Kinder.

Den vollständigen Text der Resolution finden Sie im PDF-Dokument zum Download.

Weitere Informationen zur Resolution, zum Erprobungsverfahren und Pilotflächen finden Sie auf der Seite des Deutschen Kinderhilfswerkes und der Stiftung Naturschutz Berlin. Berliner Bezirke sowie andere Akteure, die an der Einrichtung öffentlich nutzbarer Naturerfahrungsräume interessiert sind, können sich bei Fragen an die Stiftung Naturschutz Berlin wenden. 

Seit dem Jahr 2021 sind Naturerfahrungsräume auch im Baugesetzbuch verankert. Von nun an können Städte und Gemeinden im Rahmen der Aufstellung oder Änderung von Bebauungsplänen Naturerfahrungsräume als öffentliche oder private Grünfläche festsetzen und damit Kindern unmittelbare, authentische Naturkontakte direkt vor ihrer Haustür ermöglichen. In diesem Rahmen entwickelte sich auch der Masterplan Stadtnatur, ein Maßnahmenprogramm der Bundesregierung für eine lebendige Stadt. Projekte aus Nordrhein-Westfahlen können bei der Stiftung NRW ihren Förderantrag einreichen. Naturerfahrungsräume werden auch von der Bundesregierung gefördert.

Eine Auswahl an Artikeln, Präsentationen und Hinweisen zu diesem Thema haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Acht völlig verschiedene Beispiele zeigen, wie Kinder die Natur erleben, auf Entdeckungstour gehen, interaktiv und frei spielen oder ihre Pausen verbringen. Planer und Pädagogen erzählen, wie NER die sensomotorischen Entwicklungen der Kinder, deren Sozialverhalten und die Biodiversität (Vielfalt) fördern.

Der Leitfaden liefert konkrete Anregungen, wie Naturerfahrungsräume für eine gesunde Entwicklung von Kindern geschaffen werden können. Er gibt ausführliche Antworten auf Fragen zur Vorbereitung, Planung, Einrichtung und zum Betrieb von Naturerfahrungsräumen.

Der Fachbereich-NER wurde 2019 ins Leben gerufen, um die Einrichtung von Naturerfahrungsräumen voranzubringen. Er will eine bundesweite Interessenvertretung für Naturerfahrungsräume und die Möglichkeit eines kontinuierlichen fachlichen Austausches aller am Thema interessierten schaffen.

Die Stiftung Naturschutz Berlin hat einen tollen Kurzfilm zu Naturerfahrungsräumen in der Großstadt herausgebracht, der deutlich macht warum diese Spiel- und Entdeckungsmöglichkeit für Kinder in der Stadt so wichtig ist.

Hier geht es zum Film.

Der Professor für die Didaktik der Biowissenschaften an der Universität Hamburg Prof. Dr. Ulrich Gebhardt thematisiert in seinem Beitrag zu dem 2014 erschienen Werk "Welche Natur brauchen wir? Analyse einer anthropologischen Grundproblematik des 21. Jahrhunderts" (Hrg. Gerald Hartung und Thomas Kirchhoff) ob und inwiefern der Mensch „Natur“ als Erfahrungsraum und Sinninstanz braucht.

Hier geht es zum wissenschaftlichen Artikel

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