Spielplätze gelten als Orte der Freude, der Begegnung und der Bewegung. Doch wie gut erfüllen sie diesen Anspruch heute wirklich? Ein ausführlicher Artikel in Die Zeit geht dieser Frage nach und kommt zu einem ernüchternden, aber auch wegweisenden Ergebnis.
Im Gespräch mit Rolf Schwarz, Professor für Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, wird ein wichtiger Ansatz deutlich: Spielplätze sind weit mehr als Orte zur Zeitvertreibung, sie sind entscheidend für die Entwicklung von Kindern. Toben, Klettern, Balancieren und Versteckspielen fördern die Motorik, das Sozialverhalten, die Kognition und das Selbstvertrauen.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Viele Spielplätze wirken veraltet, eintönig oder schlicht ungepflegt. Vermüllte Sandkästen, verlassene Schaukeln oder die berüchtigten Wackeltiere auf Sprungfedern, die Kinder nach wenigen Minuten langweilen, prägen vielerorts das Bild. Kritisiert wird, dass Kommunen bei der Planung zu sehr auf Sicherheit, Sauberkeit und Kosten achten und dabei die pädagogische Qualität aus dem Blick verlieren.
Ein zentrales Proble ist, dass die Zahl der öffentlichen Spielplätze rückläufig ist. Während es vor 15 Jahren noch rund 160.000 gab, schätzen Fachleute heute nur noch etwa zwei Drittel. Gleichzeitig sind die Unterschiede groß. Reiche Kommunen können sich mehr und bessere Anlagen leisten, während finanzschwache Gemeinden sparen müssen.
Es wird betont, dass gutes Spielplatzdesign weit mehr verlangt als Standardlösungen. Spielplätze seien „Hightech-Pädagogik“. Hier gehe es um Materialwissenschaft, Klimaforschung, Geografie, Botanik und natürlich die umfangreichen Sicherheitsnormen. Doch allein mit Sicherheit ist es nicht getan: Kinder brauchen Spielräume, die spannend, vielseitig und auch ein Stück weit riskant sind.
Die norwegische Psychologin Ellen Sandseter, die im Artikel ebenfalls zu Wort kommt, bestätigt, dass Risiko ein Teil gelingender Entwicklung ist. Ihre Forschung zeigt, dass Kinder bewusst nach „scaryfunny“-Momenten suchen. Das sind Erlebnisse, die zunächst Angst machen und dann Glücksgefühle auslösen. Solche Erfahrungen stärken das Selbstvertrauen und die Risikokompetenz. Prellungen oder kleinere Verletzungen gehören dazu, schwere Unfälle sind hingegen seltener als befürchtet.
Beispiele aus Ladenburg verdeutlichen, wie eine bessere Gestaltung aussehen kann: breite Rutschen, vielseitig nutzbare Schaukeln, kleine Trampoline in Dreiecksform oder Heckenlabyrinthe, die Rückzug und kreatives Spiel ermöglichen. Naturbelassene Elemente wären wünschenswert, stoßen in Deutschland aus Angst vor Haftungsfragen oder aus übertriebener Sicherheitsvorsicht, jedoch oft an Grenzen.
Der Artikel macht somit deutlich, dass sich die Zukunft der Spielplätze an zwei Punkten entscheidet: an der Bereitschaft der Kommunen, in Qualität zu investieren, und am Mut, Kindern echte Abenteuer zuzutrauen. Nur so können Spielplätze ihrem eigentlichen Zweck gerecht werden: Orte zu sein, die Entwicklung, Selbstvertrauen und Lebensfreude fördern.
