Vier Studien liefern einen umfassenden Einblick in die Zugänglichkeit zu kulturellen Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche. Die Studien verdeutlichen, dass der Zugang zu kultureller Bildung stark abhängig von sozialer Herkunft, Bildungsgrad der Eltern und familiärem Umfeld ist. Eine frühzeitige Teilhabe gelingt am besten, wenn Eltern unterstützt, Barrieren gezielt abgebaut und kulturelle Angebote weiter gestärkt werden. 

Zeitverwendung für Kultur und kulturelle Aktivitäten 

Wie verbringen Menschen in Deutschland ihre Zeit mit Kultur? Mit dieser Frage befasst sich die Studie “Zeitverwendung für Kultur und kulturelle Aktivitäten” vom Statistischen Bundesamt.  

Die Zeitverwendungserhebung zeigt: Kinder und Jugendliche in der Altersgruppe von 12 bis 18 Jahren verbringen mit 26½ Stunden pro Woche die zweitmeiste Zeit mit Kultur. Betrachtet man die Zeitverwendung nach Altersgruppen ohne Fernsehen und Streaming, so wenden 10- bis 18-Jährige sogar die meiste Zeit für Kultur auf.  

10- und 11-Jährige bringen am meisten Zeit für Gesellschaftsspiele und künstlerische Tätigkeiten, wie Malen, Schreiben oder Musizieren auf. Der Besuch von Kinos, Theatern und Museen ist insbesondere im Alter zwischen 18 und 24 Jahren von Relevanz. Die Personen dieses Alters geben an, knapp drei Stunden die Woche dafür aufzuwenden. Es folgen die 12- bis unter 18-Jährigen mit knapp 2½ Stunden pro Woche. 

Eltern/Kinder/Kulturelle Bildung. Horizont 2017 

Die Studie “Eltern/Kinder/Kulturelle Bildung. Horizont 2017” vom Institut für Demoskopie Allensbach widmet sich der Bedeutung von kultureller Bildung aus Sicht der Eltern. Es wird deutlich, dass Eltern entscheidende Wegbereiter*innen für die kulturelle Teilhabe der Kinder darstellen, aber auch, dass in den Zugängen zu kultureller Bildung eine große Chancenungleichheit herrscht.  

90% der befragten Eltern sind der Ansicht, dass kulturelle Bildung die Entwicklung ihrer Kinder fördert und ein wichtiges Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung darstellt. Ebenso wird sie als bedeutsame Chance angesehen, um den späteren Lebensweg erfolgreich zu gestalten. In den Zugängen zu kultureller Bildung besteht jedoch eine große Ungleichheit je nach Bildungsgrad des Haushalts. Akademiker*innenhaushalte können ihre Kinder deutlich stärker fördern. Für Kinder aus sozial und ökonomisch benachteiligten Haushalten, stellen kulturelle Angebote von Schulen und Kitas häufig den einzigen Zugang zu kultureller Bildung dar. Die Chancenungleichheit ist bei Kindern von Alleinerziehenden besonders ausgeprägt. Drei Viertel der alleinerziehenden Eltern können sich Kulturangebote für ihre Kinder nur eingeschränkt oder gar nicht leisten.  

Neben finanziellen Ressourcen, spielt auch das Wissen über kulturelle Angebote eine Rolle. Viele Eltern, insbesondere aus sozial benachteiligten Haushalten, fühlen sich schlecht informiert oder sehen kulturelle Einrichtungen als nicht “für sie gemacht” an. Die Studie fordert daher eine gezielte Ansprache der betroffenen Haushalte und mehr niedrigschwellige Angebote. 

Mapping//kulturelle-bildung   

Die von der Stiftung Mercator durchgeführte Studie “Mapping//kulturelle-Bildung” bietet einen Überblick über die Strukturen und Rahmenbedingungen kultureller Bildungsangebote in Deutschland. Im Fokus steht die Frage nach der Versorgung von Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf solche Angebote. 

Herausgekommen ist ein komplexes, aber stark fragmentiertes Bild. Neben Schulen und Kultureinrichtungen sind freie Täger, Vereine und Initiativen wichtige Akteur*innen. Über die Angebote von einigen Akteur*innen gibt es keine verlässlichen Daten. Außerschulische und schulische Angebote vermischen sich ebenso wie das Engagement von öffentlichen und privaten Förderern zunehmend. Dies führt zu einer neuen Qualität der kulturellen Bildung. 

Insbesondere Maßnahmen mit einem Zielgruppenfokus, wie bildungsbenachteiligte Haushalte oder Gruppen mit Migrationshintergrund, werden vergleichsweise stark finanziell gefördert. Sehr selten werden jedoch kulturelle Bildungsmaßnahmen für Vorschulkinder gefördert. Auch mangelt es an Maßnahmen, die sich an ländliche Regionen richten.  

Die Studie betont, dass kulturelle Bildung von Kindern nicht dem Zufall überlassen werden darf, da dies die ungleiche Verteilung von Zugängen zu kulturellen Bildungsangeboten weiter vorantreibt. Struktur, Nachhaltigkeit und eine verlässliche Finanzierung sind entscheidend. Kulturelle Bildung sollte daher systematisch in kommunale Bildungsstrategien eingebunden werden.  

Relevanzmonitor Kultur 2025 

Die Ergebnisse der Studie Relevanzmonitor Kultur 2025 machen Mut. Sie zeigen, welchen Stellenwert Kultur und kulturelle Bildung in der Bevölkerung haben. Eine deutliche Mehrheit sieht in kulturellen Angeboten mehr als eine bloße Freizeitgestaltung. 92 % der Befragten betonen den Wert gemeinschaftlicher Erlebnisse durch Kultur, 90 % sehen darin eine verbindende Kraft über Grenzen hinweg.  

89 % der Befragten sprechen dem Bildungssystem eine zentrale Rolle zu. Sie halten die Stärkung kultureller Bildung an Schulen und Universitäten für sehr bzw. eher geeignet, um die gesellschaftliche Relevanz von Kulturangeboten zu erhöhen. Auch das Theater steht im Fokus. 85 % der Befragten finden es (sehr) wichtig, dass Theaterhäuser Stücke zeigen, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten. 

Eine deutliche Mehrheit erkennt, wie wichtig die finanzielle Unterstützung von Kultur ist. 78 % befürworten eine weitere finanzielle Förderung von Kulturangeboten mit öffentlichen Mitteln. 64 % der Menschen sind zudem der Ansicht, dass Kulturangebote mindestens genauso wichtig oder sogar wichtiger sind als andere öffentlich finanzierte Bereiche. 

 

Die Studien weisen die Relevanz von Kultur auf und machen auf die Notwendigkeit der Schaffung chancengerechter Zugänge zu Kunst und Kultur aufmerksam. Kulturelle Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen gelingt am besten, wenn Eltern unterstützt, Barrieren gezielt abgebaut und kulturelle Angebote strukturell und nachhaltig gestärkt werden. 

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